Auf der Suche nach einer Antwort auf die größten Fragen unserer Zeit soll ein Donut helfen. Der Guardian ist überzeugt und tauft die Ökonomin Kate Raworth zum Keynes des 21. Jahrhunderts. Wie berechtigt ist die Begeisterung über „Die Donut-Ökonomie“?

Raworth begibt sich auf die Suche nach einer Antwort auf eine der größten Fragen unserer Zeit: Wie können wir die Umweltzerstörung und den Klimawandel stoppen und gleichzeitig die globale Armut überwinden? Damit dockt Raworth direkt an die Agenda 2030 und die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele an.

Der Donut – neue Perspektiven auf Gesellschaft und Wirtschaft

Im Zentrum ihrer Analyse steht das Konzept einer simplen Grafik, die optisch einem Donut gleicht. Sie soll die globalen Klima-, Umwelt- und Armutsprobleme veranschaulichen und dabei einen „sicheren und gerechten Raum für die Menschheit“ aufzeigen.

So ist die „Donut-Ökonomie“ auch als Kampfansage an die problematischen Grundannahmen und Bilder der Mainstream-Ökonomie zu lesen, an die Dominanz des neoliberalen Modells, in dem der freie Markt und Unternehmen im Zentrum stehen. Raworth hingegen fordert ein neues ökonomisches Denken – und versucht alternative Wirtschafts- und Lebensweisen aufzuzeigen.

So bemerkenswert es ist, dass Raworth diese Herausforderungen mit in die Wachstumsdebatte aufnimmt, so enttäuschend sind ihre Lösungsvorschläge. Wie an vielen anderen Stellen des Buches auch betont sie die Attraktivität eines Grundeinkommens (um der befürchteten steigenden Arbeitslosigkeit in einer Post-Wachstumsökonomie entgegen zu wirken). Zur Überwindung der Abhängigkeit des Finanzsystems vom Wachstum nennt sie die Einführung einer Währung, die kontinuierlich an Wert verliert, wenn sie gehalten wird („Demurrage“). „Die Nutzung des Geldes als Wertspeicher und als Mittel zur Akkumulation [würde dadurch] eingeschränkt“, so Raworth. Investoren würden ihr zufolge dazu motiviert, in die reale, regenerative Wirtschaft zu investieren, wo der Wert ihrer Anlagen dann erhalten bliebe, statt in Finanztitel, deren Wert – in ihrem Modell – automatisch abnehme.

Bei all dem geht Raworth leider selten ins Detail.

Zur Überwindung der globalen Ungleichheit hingegen setzt sie nicht bei den Quellen des Reichtums an, sondern plädiert für eine globale Sozialhilfe. So sollten die Hilfsgelder des globalen Nordens (teils) als eine Art Grundeinkommen direkt an die Menschen im globalen Süden verteilt werden. Das würde den Menschen „den Zugang zum Markt ermöglichen, auf dem sie ihre Bedürfnisse decken können“.

Hier wird dann auch das zentrale Dilemma von Raworth Donut-Ökonomie ersichtlich. Sie erkennt zwar, dass Wachstum historisch für die entwickelten Länder von zentraler Bedeutung war und merkt an, dass es in Japan, Südkorea, Indonesien und Malaysia gelang, ein starkes Wirtschaftswachstum mit geringer Ungleichheit zu verbinden. Doch wenn sie den Ländern des globalen Südens ein ähnliches Wirtschaftswachstum zugestehen würde, dann würde es noch schwieriger die planetaren Grenzen aus Umwelt- und Klimaschutz einzuhalten.

Dieser gekürzte Artikel erschien zuerst auf Makroskop.